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Drachen - Goldcup 2019 - Medemblik: Martin Lutz erreicht mit Skolaut-Brüdern den beachtlichen 28.Platz (bei 90TN!) und Rang 7 in der Amateurwertung!

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Copyright: Eric van den Brandt, NL

Premiere beim Gold Cup für Diavel III in Medemblik

AUT 204, mit einem Mix auch UYCMo und UYCWg, Christoph Skolaut, Martin Lutz und Georg Skolaut waren beim Drachen Goldcup in Medemblik.

Gut vorbereitet mit einem Training am Gardasee und der Int. Deutschen Meisterschaft in Torbole gings zur Top Veranstaltung der Drachensegler. Bei viel Wind und kaltem Wetter mit teilweise Starkregen ging der GOLDCUP and Pedro ANDARADE aus Portugal.

Mit Platzierungen zwischen 19. und 39.Platz und damit mit einer sehr gleichmäßigen Serie platzierte sich Martin Lutz und sein Team Christoph und Georg Skolaut auf dem beachtlichen 28. Endrang bei 90 Teilnehmern. In der Corinthian Wertung (der Amateure) schaffte es das einzige österreichische Team sogar auf Platz 7. von 46 Teilnehmern.

Hier ein ausführlicher Bericht von Martin Lutz

Mehr als zufrieden saßen wir drei am letzten freien Tisch im portugiesischen Restaurant Costas in Oosterhaven gleich gegenüber jener Stelle im Zentrum vom Medemblik an der unser Drachen Diavel III in der vergangenen Woche an mobilen Pontons neben den anderen 90 Startern vertäut lag. Mit Platz 28 hatten wir unser ehrgeiziges Ziel im ersten Drittel mit einer konstanten Serie mit Plätzen zwischen 19 und 39 in den 5 gesegelten Wettfahrten erreicht. Immerhin 7. Amateurcrew unter 46 Crews in dieser Wertung machte uns nicht minder glücklich. Hinter uns saß der Sieger des Gold Cups, der Portugiese Pedro Andrade mit seiner Crew und Freunden und feierte – den legendären Gold Cup immer in der Mitte des Tisches. Natürlich ließen wir uns die Chance auf ein Foto mit ihm und dem Gold Cup nicht nehmen.

Aber der Reihe nach.

 

Anreise von Österreich zwar lang, aber da während der Nacht unproblematisch – erst die Rückfahrt sollte uns zeigen, wie man in Deutschland tagsüber stauen kann. Glücklicherweise war da aber gerade Segelbundesliga in Velden und wir vertrieben uns mit Live-Tracking die Zeit in den diversen Staus. Die Registrierung und Vermessung gingen problemlos, Vermesser Günther Ahlers hatte das Boot erst ein Monat zuvor bei der deutschen Meisterschaft am Gardasee genau unter die Lupe genommen bzw. mit seiner Latte vermessen. Da für den nächsten Tag Wind mit bis zu 40 kn angesagt war, empfahlen die Organisatoren allen Teilnehmern die Boote vom Medemblik Regatta Center gleich in den Stadthafen Oosterhaven zu verbringen.

 

Der Samstag sollte eigentlich das Practice Race bringen. Bei mehr als 40kn Wind war daran nicht zu denken und die Organisatoren empfahlen per SMS-Info frühmorgens den Tag in der Stadt Medemblik zu genießen. Wir nützten den Tag, um unser Bootshandling und die Taktik für die kommenden Tage zu besprechen und feuerten nachmittags eifrig Dominik Thiem beim Halbfinale gegen Novak Djokovic an – mit Erfolg.

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Copyright: Eric van den Brandt, NL

Am Sonntag ging es dann los mit der ersten der geplanten 6 Goldcup-Wettfahrten. Uns Novizen hatte man im Vorfeld schon allerhand über den legendären Gold Cup erzählt. Lange Wettfahrten mit mind. 3 Std. Dauer, jeden Tag nur eine Wettfahrt, keine Abbruchmöglichkeit, weil Zeitlimit von 5 Std., kein Streicher etc. Wir nahmen das Ganze gelassen und warteten was kommen würde – es war ja schließlich auch nur eine Regatta.

Das dann doch abgebrochen werden konnte, zeigte sich im 1. Race. Auf der ersten Vorwind schlief der Wind ein, hielt sich exakt an die Vorhersage und sprang auch nicht wieder an. Der souverän agierende Wettfahrtleiter ließ uns nicht lange warten und schickte uns in den Hafen. Soviel zum Thema Zeitlimit und Abbruch. Das gab uns die Möglichkeit Dominik Thiem beim Finale gegen Rafael Nadal wieder die Daumen zu drücken. Diesmal leider ohne Erfolg – zu gut spielte der 11-fache French-Open-Sieger und wusste nahezu auf jeden Ball von Thiem einen noch besseren Return.

Nächster gemeinsamer Termin am Montag um 10 Uhr beim morgendlichen Briefing. Aufgrund der guten Windvorhersage waren zwei Wettfahrten geplant.

Abends pendelten wir zwischen einem italienischen und einheimischen Lokal, das uns unsere deutschen Stefans von Dirk Pramann (GER 16), dem Vorbesitzer der Diavel III empfohlen hatten. Erst in der zweiten Wochenhälfte verschlug es uns zum ausgezeichneten Portugiesen.

 

Am Montag war dann perfektes Segelwetter mit Wind zwischen 17 und 20 kn aus Nordost und wir konnten zwei Wettfahrten mit jeweils 12 sm Kurslänge (Kreuz- Vorwind- Kreuz- Vorwind- Zielkreuz) absegeln. Bei einer Anfahrt vom Hafen zum Start mit etwa 1 sm Länge und entsprechend längerer Rückfahrt am Abend waren wir von 11 Uhr bis etwa 19 Uhr am Wasser. Wir konnten mit den Plätzen 31 und 19 gleich einmal aufzeigen und gingen zufrieden, aber müde in das Abendprogramm. An der Spitze zeigten die Profis mit Pieter Heerema (NED 412), Peter Gilmour (JPN 56), Dmitry Samokhin (RUS 76), Pedro Andrade (POR 84) und Anatoly Loginov (RUS 27) gleich einmal wie gut und schnell man einen Drachen segeln kann. Entsprechend zog sich das Feld auseinander. Dahinter aber gleich auf Platz 6 „The Man“ Poul Richard Hoj-Jensen, dänisch-britische Segellegende, der die Corinthian-, sprich Amateur-Wertung (oder wie er im Abschlussinterview sagte „Weekend-Sailors“) anführte.

 

Die weiteren Tage brachten dann programmgemäß nur jeweils eine Wettfahrt. Bei typisch holländischem Wetter – ohne Regen darf ein Tag nicht vorbeigehen – und jedem Tag ordentlich Wind (aufgrund der Nähe zur Nordsee und den vorbeiziehenden Tiefdruckgebieten je nach Lage zum Tief einmal von Norden und dann wieder von Süden) wurden die Wettfahrten 3 bis 5 unter Dach und Fach gebracht. Dass man deswegen nicht früher am Nachmittag wieder im Hafen ist, zeigten uns die zahlreichen Frühstarts und Startverlegungen bei jeder Wettfahrt. Bei einer Startlinie mit einer Länge von etwa 1 sm und dem Muss nach exakter Ausrichtung zum Wind (weil ansonsten sofort wieder ein Frühstart drohte) wurde dem Wettfahrtleitungsteam und uns Seglern alles abverlangt. Es wäre vielleicht etwas leichter gegangen, wenn der Wettfahrtleiter bei den obligaten Black-Flag-Starts nicht jedes Mal AP kurz vor dem Start aufgezogen hätte und die Eiligen so verschonte. Fair war es allemal, da es ja beim Gold Cup keinen Streicher gab.

Die 5. Wettfahrt aber hatte es in sich. Der angesagte Wind aus SSW mit bis über 30 kn Wind in den Böen (gemessen auf Betreuerbooten 33 kn) und im Schnitt zwischen 22-27 kn verlangte den Teams alles ab. Wer einen Drachen bei etwa 25 kn Wind am Vorwind unter Spi erlebt hat, der bei einer 30+kn-Böe noch einmal so richtig Gas gibt, wird diese Eindrücke nie vergessen.

Vor dem Start verloren wir die unterste Bahn unseres Großsegels und beim letzten Downwind wollte der Spi nicht mehr und ein Teil blieb in den Jumpern hängen. Wir konnten unsere Ergebnisse der ersten beiden Wettfahrten mit den Plätzen 29, 39 und 34 bestätigen. Die Startkreuz gelang uns immer besser und so klopften wir an den Top 10 an der Luvmarke bereits an. Die enorme Dichte des Feldes und dann doch der eine oder andere taktische Schnitzer oder Trimmfehler kosteten uns jedoch Plätze. Generell waren wir aber mit unserem Trimm sehr zufrieden. Vom Bootsspeed her konnten wir mit den Besten durchaus mithalten.

Vielen Dank an dieser Stelle an die Legenden Vinci Hösch, Michi Lipp und Peter Liebner, die uns bei den Gardasee-Trainings in den vergangenen beiden Jahren das notwendige Know-how vermittelt haben, wie man einen Drachen schnell segeln kann.

Das Gala-Dinner am Dienstag fand in einer entweihten, aber leider stark renovierungsbedürftigen Kirche in Medemblik statt. Das für uns ungewohnte Ambiente wusste aber dank Unterstützung von Eventsponsor Yanmar mit (lauter) Live-Band und ausgezeichnetem indonesischem Essen (ehemalige Kolonie Hollands) zu glänzen.

Die übrigen Social-Events wurden – ganz wie es sich für die Camping-verrückten Holländer gehört – unter Zeltplanen im Freien im Oosterhaven von Medemblik durchgeführt. Bei 10-15° Außentemperatur und Wind während der gesamten Woche ist das vielleicht nicht jedermanns Sache.

 

Der letzte Regattatag bot zwar perfektes Segelwetter (zuerst Regenschauer, dann Sonne bis zur Preisverteilung) mit Wind zwischen 10-15 kn, aber für die Wettfahrtleitung war der Wind zu drehend (Die 20°-Dreher würden bei uns viele Wettfahrten unmöglich machen). Man wollte jedoch keine (O-Ton) „Mickey-Mouse-Races“ als entscheidende Wettfahrt im Gold Cup durchführen. Nach unzähligen Startversuchen und aufgrund dann doch enden-wollender Geduld des Wettfahrtleiters mit doch ein paar Black-Flag-Frühstartern wurde kurz nach 15 Uhr AP über A gehisst – der Gold Cup war damit zu Ende.

Für uns hieß das Platz 28 unter den 91 gestarteten Teams und Platz 7 in der Amateur-Wertung. Mit breitem Grinsen im Gesicht und dem einen oder anderen Schluck Sherry segelten wir Richtung Hafen zum Auskranen.

Den Sieg holte sich der Portugiese Pedro Andrade, der zuvor bereits zweimal am Podium beim Gold Cup gestanden war mit einer beeindruckenden Serie von 4-5-2-9-4. Platz 2 ging an die holländische Segellegende Pieter Heerema (No-way-back) und Platz 3 an den australisch-japanischen Ex-Match-Race-Profi Peter Gilmour (Yanmar-Racing Team). Auf Platz 9 der beste Amateur – der 5-fache Goldcup-Sieger Poul Richard Hoj-Jensen, der mit seinen 75 Jahren eine beeindruckende Leistung zeigte.

 

Der Blick auf den seit 1937 ausgesegelten Goldcup-Pokal in Händen von Sieger Pedro Andrade neben uns beim Foto ließen unsere Gedanken schweifen. Viele hochklassige Regatten gibt es im Drachen an perfekten Segelrevieren mit hochkarätiger Besetzung – genau das was uns in die Drachen-Klasse brachte – OneDesign-Segeln auf höchstem Niveau! Bereits am Heimweg schmiedeten wir mit den Eindrücken der vergangenen Woche weitere Pläne für Regattateilnahmen– mal schauen wohin sie uns bringen.

 

 

 

Diavel III, AUT 204

Martin Lutz, Georg und Christoph Skolaut

 

 

Die täglichen Berichte findet Ihr auf der Seite der internationalen Drachenklasse unter http://www.intdragon.net/idablog/

Unzählige Fotos des Fotographen Eric van den Bandt findet Ihr hier:

http://www.ericvandenbandt.nl/-/galleries/watersport/dragon-gold-cup-2019

Und die Ergebnisliste zum unvermeidlichen Was-wäre-wenn ist hier zu finden:

https://www.sailing.today/5c92423314b8bd335b041465/results

Zusätzliche Informationen